Teilnahme an der Fachtagung der süddeutschen Hagelabwehr- Regionen in Waiblingen

/, News/Teilnahme an der Fachtagung der süddeutschen Hagelabwehr- Regionen in Waiblingen

Teilnahme an der Fachtagung der süddeutschen Hagelabwehr- Regionen in Waiblingen

Am 03. + 04. April 2025 lud das Landratsamt Rems-Murr-Kreis zur Fachtagung Hagelabwehr und Arbeitstagung der Hagelabwehrregionen ein. Ziel der Veranstaltung war es, sich gemeinsam mit den Hagelabwehrorganisationen Süddeutschlands, der Hagelabwehr Steiermark, Meteorologen und Wissenschaftlern über neue Entwicklungen und Erkenntnisse zur Hagelabwehr zu informieren und auszutauschen.

Auch die Hagelabwehr Südwest e.V. war durch die Vorstandsmitglieder Horst Scheidt, Klaus Wössner, unseren wissenschaftlichen Beirat Prof. Dr. Thomas Oppenländer und die Piloten vertreten.

Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis betreibt die dort im Landwirtschaftsamt angesiedelte Hagelabwehr mit 2 Hagelabwehrfliegern, die vom Landkreis, der Württembergischen Gemeindeversicherung WGV, der Badischen Gemeindeversicherung BGV und den umliegenden Städten und Gemeinden gemeinsam finanziert wird.

Den ersten Fachbeitrag präsentierte Dipl.-Meteorologin Frau Dr. Katja Horneffer, Leiterin des Wetterteams ZDF mit dem Titel „Die Hagelgefahr steigt – wie sich Extremwetter im Klimawandel verändern“ und zeigte anhand verschiedener Statistiken und Analysen, wo die Hagelhäufigkeit und -intensität besonders hoch ist und mit welcher Entwicklung wir in Zukunft zu rechnen haben. Für Baden-Württemberg bedeutet dies, dass im südwestlichen Teil des Bundeslandes vermehrt mit Hagel zu rechnen ist. Bei einem Szenario, das von ähnlicher Entwicklung wie bisher ausgeht, werden sich Großhagelereignisse mit mehr als 5 cm Korngröße bis ins Jahr 2100 verdoppeln.

Herr Dr. Manuel Kaiser referierte zur „Geschichte der Hagelabwehr“ und zeigte, dass sich die Forschung in den USA bereits seit 1945 intensiv mit Cloudseeding (Wolkenimpfen) beschäftigt (Quelle: GE Research Laboratory Collection, miSci-Museum of Innovation and Science).

Im Weiteren präsentierte Herr Prof. Dr. Thomas Oppenländer, wissenschaftlicher Beirat der Hagelabwehr Südwest e.V., seine Forschungsergebnisse und Publikationen als Chemiker an der FH Furtwangen zum Nachweis der Wirksamkeit des Wolkenimpfens mit Silberjodid. Durch die sublimierte Ausbringung von Silberjodid entstehen Billiarden von Kondensationskeimen, die sich auch in riesigen Gewitterfronten verbreiten und Wassertröpfchen binden. Das wiederum bringt Gewitterzellen zum Abregnen und verhindert, dass sich große Hagelkörner bilden.

Es folgte der Vortrag von Herrn Dipl.-Meteorologe Jochen Ebert von Südwest Wetter. Er zeigte in seinem Vortrag „Die Nachweisbarkeit der Wirkung der Hagelabwehr mittels Radarbildern“.

Hinweis zu diesem Thema in eigener Sache:

Die Hagelabwehr Südwest e.V. überträgt die Wetterdaten direkt ins Cockpit auf ein Tablet. Gleichzeitig wird darin automatisch die Flugroute jedes Einsatzes eingeblendet und aufgezeichnet. So ist bereits umfangreiches Material entstanden, das die Bewegung des Hagelabwehrfliegers in der Aufwindzone einer Gewitterzelle zeigt und anschaulich dokumentiert, wie Gewitterzellen nach dem Ausbringen von Silberjodid in sich zusammenbrechen und sich auflösen.

Herr Torsten Widmann von der Württembergischen Gemeinde-Versicherung (WGV) stellte „Erfahrungen der WGV mit der Hagelabwehr“ aus Versicherungssicht dar. Er berichtete von einem Hagelereignis, nach dem eine Kfz-Versicherung 23.000 Schadensfälle mit einer durchschnittlichen Schadenssumme von 3.000 € meldete. In Relation gesetzt mit der jährlichen Summe, mit der die WGV die Hagelabwehr im Rems-Murr-Kreis unterstützt, beläuft sich diese auf gerade einmal 0,7 % des Schadensumfangs der Kfz-Versicherung.

Frau Dr. Larissa Lacher vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der „Rolle von Aerosolen bei der Bildung von Eispartikeln“ und ergänzte damit in hervorragender Weise die Beiträge von Frau Dr. Katja Horneffer und Herrn Prof. Dr. Thomas Oppenländer.

Diplom-Meteorologe Herr Malte Neuper von Südwest Wetter führte das Publikum gemeinsam mit Hagelabwehr-Pilotin Frau Julia Rexroth durch einen typischen „Einsatztag der Hagelabwehr“ und „das Wechselspiel zwischen Pilotin und Meteorologe“. Die Hagelabwehr Südwest e.V. arbeitet selbst seit Jahren mit Südwest Wetter zusammen und konnte die Abläufe in vollem Umfang bestätigen.

Der nächste Tag der Arbeitstagung startete mit den Herren Georg Vogel, Hagelabwehr Rosenheim, und Josef Mündler, Hagelabwehr Steiermark. Beide sind langjährige, erfahrene Hagelabwehr-Piloten. Die Hagelabwehr Steiermark schützt als Genossenschaft mit insgesamt 5 Hagelabwehrfliegern eine Fläche von 380 km² und hat gemeinsam mit der FH Graz schon etliche Verbesserungen der Generatoren hervorgebracht. Auch die Generatoren der Hagelabwehr Südwest e.V. gehen auf diese Entwicklungen zurück.

Insgesamt waren beide Tage gekennzeichnet von hochrangigen Beiträgen und dem intensiven Austausch der Teilnehmer untereinander. Es zeigte sich einmal mehr, dass in keinem der von Hagelabwehr geschützten Gebieten nennenswerte Hagelschäden verzeichnet werden, sofern die Flugzeuge die Gewitterfronten rechtzeitig erreichen und die Bekämpfung an der richtigen Stelle erfolgt.

Beide Faktoren erfüllt die Hagelabwehr Südwest e.V. in nahezu optimaler Weise. Die Schnelligkeit, mit der unser in Donaueschingen stationierter Hagelabwehrflieger in der Luft ist, ohne wie die Kollegen in Stuttgart lange auf eine Starterlaubnis warten zu müssen, ist genauso beeindruckend wie die Zielgenauigkeit, die wir durch die – online im Cockpit vorhandenen – Wetterdaten erreichen.

2025-07-04T17:32:54+02:00 Juli 4th, 2025|